Digitalisierung der Hochschulen
Ungenutzte Potenziale in der Hochschulverwaltung
Die Digitalisierung ist in deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen angekommen – und wird auch künftig eine zentrale Rolle spielen. Ganz klar gelten, vor allem seit der Corona-Pandemie, hybride Formate in der Lehre als Schüsselkonzept. Das Hochschul-Barometer 2021 besagt: Mehr als ein Drittel der Vorlesungen (37,1 Prozent) könnte auch in Zukunft digital stattfinden. Auch Sprechstunden (37,2 Prozent) und Weiterbildungsangebote (36,9 Prozent) könnten in Zukunft zu einem großen Teil digital abgehalten werden.
Damit sich dies verwirklichen lässt, müssen Lernorte und IT-Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Auch das geht aus der Studie hervor. Hörsäle müssen entsprechend technisch nachgerüstet werden und es braucht umfassend Lösungen für Video- und Streaming-Technologie. Momentan braucht es außerdem auch vielerorts noch die passenden strategischen Konzepte, um die Digitalisierung nachhaltig und effektiv an Hochschulen und Forschungseinrichtungen voranzubringen.
Ausblick: Anteil digitaler Lehre an Hochschulen
(Hochschulbarometer 2021)
Dabei ist der Ruf nach Mitteln bei der Politik durchaus angekommen. So unterstützt etwa die Staatsregierung in Bayern die Einrichtungen mit dem Programm BAYERN DIGITAL und der Innovationsoffensive „Hightech Agenda Bayern“ beim Aufbau der notwendigen digitalen Infrastrukturen für die Lehre. „Unsere Hochschulen melden uns, dass sie abhängig vom Lehrangebot weit über 90 % der Lehrinhalte digital anbieten können”, bestätigt Wissenschaftsminister Bernd Sibler und sieht einen zusätzlichen Schub durch die Corona-Krise.
Ähnliche Zahlen meldet sein Amtskollege Prof. Dr. Konrad Wolf von einzelnen Einrichtungen aus Rheinland-Pfalz. Dort wurde schon im Jahr 2000 der Virtuelle Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) als zentrale Dienstleistungs-, Unterstützungs- und Koordinationsstruktur für alle dortigen Hochschulen gegründet. Der Wissenschaftsminister verweist im Übrigen darauf, dass die digitalen Angebote insbesondere durch elektronische Ressourcen wie E-Books und E-Journals direkt das Budget der Studierenden entlasten, da diese benötigte Literatur häufig nicht mehr kaufen müssten. Die Studentenschaft ist ihrerseits gut auf die Digitalisierung vorbereitet. Laut einer Befragung des Hochschulforums Digitalisierung arbeiten 98 % der Studierenden mit digitalen Texten, auch E-Mail (95 %) und digitalen Präsentationstools (92 %) gehören längst zum Studienalltag.
Tatsächlich sind die deutschen Hochschulen im internationalen Vergleich alles andere als abgehängt. Eine entsprechende Untersuchung sieht die hiesigen Einrichtungen weiter vorn im Bereich der digitalen Forschung. Das korrespondiert mit der Eigenwahrnehmung der Häuser. Im Bereich Forschung haben 34,3 % der deutschen Hochschulen aus eigener Sicht einen hohen oder sehr hohen Stand der Digitalisierung erreicht. Im Bereich Verwaltung geben lediglich 23,3 % der befragten deutschen Hochschulen an, dass sie einen hohen oder sehr hohen Stand der Digitalisierung vorweisen.
Hier besteht besonderer Nachholbedarf. Das wird auch daran deutlich wird, dass 39,7 % der Hochschulen ihren Digitalisierungsstand speziell bei der Verwaltung als niedrig oder sehr niedrig einschätzen. Dabei bietet der Einsatz digitaler Lösungen viele Potenziale, die Effizienz in der Verwaltung zu steigern sowie Kosten und Aufwand zu reduzieren.